Lotte Reinigers „Fressfilm“ – wie sie ihn selber nannte – entstand 1944, in den letzten Kriegstagen, mitten in Berlin. Lotte Reiniger war zu ihrer Mutter gekommen, die sie im Inferno des totalen Krieges nicht allein lassen wollte. In dieser schweren Zeit inszenierte sie – nach einem Märchen der Brüder Grimm – „Die goldene Gans“, eine klassische Dummlingsgeschichte: Weil dieser ein gutes Herz hat, spielt ihm der Zufall eine Königstochter zu, die auf Erlösung wartet. Lotte Reinigers Existenzsorgen verwandelten sich auf der Glasplatte des Tricktischs in einen Film voller Sinnenfreude und Lebenslust. Und was 1944 gar nicht oder nur rationiert zu haben war, erscheint genüsslich ausgemalt im Film: Brot, Wein, Eierkuchen, die Vorräte im Keller – Lotte Reiniger erfindet eine Tischlein-deck-dich-Szene, die ans Schlaraffenland erinnert.